Werber ergreifen Partei
Schweizer Top-Werber machen im Auftrag von FACTS Vorschläge für eine Image-Kampagne für Ursula Koch.
Als SP-Präsidentin Ursula Koch am Donnerstag, dem 24. Februar, das Bedürfnis verspürte, sich im Bundeshaus öffentlich «zu den Vorgängen der letzten Tage» zu erklären, geriet das Ende ihrer Darbietung zur Kampagne der peinlichen Art. Sie zitierte aus Fanbriefen: «Ich grüsse Sie in bewegten Tagen.» Oder: «In gu-ten Gedanken bin ich bei Ihnen.» Und: «Bleiben Sie dran, Frau Koch.»
Spätestens zu diesem Zeitpunkt des kochschen Soloauftritts war klar: Die Dirigentin des Sinfonie-Orchesters, wie sich Koch selber bezeichnete, hat ein Image-Problem. Das sehen jene Top-Werber genau so, die sich auf Anfrage von FACTS spontan bereit erklärt haben, bei einer Image-Kampagne für Ursula Koch mitzumachen. Resultat: Vier der fünf Vorschläge sind für die SP-Präsidentin niederschmetternd, nur ein einziger wohlwollend aufbauend.
Nur die Zürcher Agentur Publicis hat den FACTS-Auftrag, eine Kampagne für Koch zu gestalten, wortwörtlich umgesetzt. Kochs Botschaft ist für das Team um Creative Director (CD) Jean Etienne Aebi unmissverständlich: «Lasst mich machen, dann gewinnt die SP.» Also folgert Aebi: «Diesen Standpunkt sind wir aufgefordert, in Werbung umzusetzen.» Das Ergebnis ist eine Kampagne mit drei Sujets, wie sie tatsächlich an Plakatwänden kleben könnten – und Kochs Image augenfällig aufpolieren würden.
«Das Beste, was Ursula Koch für ihr Image tun kann, ist geordnet zurückzutreten», sagt hingegen Reinhold Weber von der Zürcher Agentur Weber, Hodel, Schmid,. Und kreierte voller bitterböser Anspielungen ein Stelleninserat ausgerechnet ihres Intimgegners Peter Bodenmann, Hotelier, Brig. «Wenn sie dann ein paar ihrer Küchengehilfinnen und -gehilfen mitnimmt», so Weber, «kann das auch der SP nicht schaden.»
Auch Frank Baumann, Erfinder und Moderator der TV-Satire «Ventil», und seine Agentur Wörterseh möchten Ursula Koch eine zusätzliche Perspektive eröffnen: Als enge Mitarbeiterin – «im Jobsharing» – von Geistheilerin Uriella. «Der Herr», so Baumann doppeldeutig, «hat von Koch verlangt, sie solle führen. Sie verstand aber, sie solle rühren.» Das sei, meint Baumann, nichts Ungewöhnliches: Gerade im Schweizer Perückenverein (SP) spreche man häufig nicht die gleiche Sprache.
Die Zürcher Agentur McCann-Erickson unter Creative Director (CD) Eric Voster hat sich Gedanken über «Die SP ohne Koch» gemacht. Ergebnis: eine versalzene Suppe. Sie hätten gar nicht erst versucht, «einen Haken um den herrlichen Doppelsinn von Frau Kochs Namen zu schlagen», erläutert Voster die Kampagne. Das Sujet, Suppenteller mit einem Haufen Salz, soll «den schalen Nachgeschmack dramatisieren, den die Absetzungs-Bemühungen der amtierenden SP-Präsidentin in der Öffentlichkeit hinterlassen.»
Koch weg? Contexta in Bern wollte sich, da die SP-Chefin auch innerhalb der Agentur nach wie vor einige Sympathie geniesse, nicht entscheiden. «Anderseits sehen wir auch, wie sie wütet», sagt CD Andy Wüthrich, «Kochs Image ist derart verschnipselt, dass nichts zu retten ist.» Den FACTS-Bastelbogen versteht Contexta deshalb eher als zynisch-ironischen Beitrag. Ob Ursula Koch, wieder zusammengesetzt, ein lachendes oder griesgrämiges Gesicht zeigt, will Wüthrich nicht verraten.
Noch bleibt Koch – ihr Image-Problem auch. Denn für eine landesweite Kampagne mit den drei wohlwollenden Publicis-Sujets fehlt ihr das Geld.