Weibel, hol schon mal den Flieger!

Es ist die heisseste Kartoffel der Bundes verwaltung. Jetzt liegt sie SonntagsBlick vor. Die Geheim-Liste der Vielflieger im Bundesrat. Ruth Metzler führt mit 105 Flügen in einem Jahr die ewige Bestenliste an.

Die flotte Bundesrätin Ruth Metzler bereiste ihre Heimat vorzugsweise auf dem Luftweg. Das Fluggerät für diese Eskapaden bezahlten ja die Steuerzahler. Mal bestellte sie in Bern einen Militärhelikopter für einen Abstecher heim nach Meistersrüti AI. Mal liess sie sich morgens im Bundesratsjet zur Arbeit fliegen. So selbstverständlich, wie andere ein Taxi bestellen.

Doch der unverkrampfte Umgang mit Pumas und Düsenfliegern war nicht billig. Und Ruth Metzler bezog dafür ordentlich Prügel. Angaben darüber, wie viel sie und die anderen sechs Bundesräte tatsächlich herumflogen, hielt die Bundeskanzlei bisher jedoch streng unter Verschluss.

Jetzt liegt SonntagsBlick die ominöse Lufttransport-Statistik des Bundesrates vor. Sie zeigt: Metzler war die absolute Rekordfliegerin der Schweizer Regierung. Kein anderer Bundesrat sass zwischen 1995 und 2002 mehr im Flugzeug als die junge Appenzellerin.

Metzler durchbrach in ihrem ersten Amtsjahr 1999 mit 94 Flügen die bisherige Bestmarke des früheren Aussenministers Flavio Cotti. Der hatte in seinem Präsidialjahr 1998 insgesamt 79 Flüge gebucht. 2000 steigerte Metzler den Rekord sogar noch: auf 105 Flüge in 365 Tagen.

Ausgerechnet ein Appenzeller Landsmann Metzlers, der ebenfalls abgewählte SVP-Nationalrat Jakob Freund, wollte es genauer wissen und forderte vor knapp einem Jahr in einem parlamentarischen Vorstoss Transparenz bei den Lufttransporten der Bundesräte.

Doch die Regierung schob die Anfrage wie eine heisse Kartoffel vom Verkehrsdepartement ins Finanzdepartement und von da wieder ins Militärdepartement. Vor den Bundesratswahlen wollte sich niemand daran die Finger verbrennen. Jetzt, nach der Abwahl von Ruth Metzler, ist die Antwort plötzlich da.

Dabei gibt es für die Geheimniskrämerei eigentlich keinen Grund: Will die Schweiz international nicht isoliert werden, muss die Regierung auf Reisen. Und das geht nur über freundschaftliche Besuche – meist auf dem Luftweg.

Allerdings: Wie viele private Flüge darunter sind, geht aus der Antwort auf Freunds Interpellation nicht hervor, obwohl sich der SVP-Politiker gerade an den «Privatflügen» störte. Auch die Kosten für die Fliegerei sind nicht ersichtlich. Daran arbeite man noch, heisst es.

Ausgewiesen werden nur die Kosten für die von Dritten durchgeführten Flüge. 2001 bezahlte der Bund an auswärtige Firmen für 73 Flüge 1,3 Millionen, im Jahr darauf für 54 Flüge 1,05 Millionen Franken.

Nicht nur die beiden CVP-Politiker Cotti und Metzler hoben gerne ab. Auch Bundesrat Adolf Ogi von der SVP und Innenminister Pascal Couchepin von der FDP waren und sind oft in der Luft.

Ogi startete in seinem ersten Amtsjahr 51 Mal. Sein Vorgänger indes, Kaspar Villiger, brachte es 1995 nur auf 9 Flüge.

Seit Samuel Schmid regiert, gingen die vom VBS beim Lufttransportdienst des Bundesamtes für Zivilluftfahrt (Bazl) gebuchten Flüge rapide zurück. In seinem ersten Amtsjahr 2001 bestellte Schmid nur noch 12 Mal einen Flug mit der zivilen Bundesflotte.

Nach einem Knatsch verzichtete er ab 1. Januar 2002 sogar ganz auf Flüge im Bundesratsjet. Deshalb steht Schmid 2002 nur noch mit einem einzigen Flug zu Buche. Wenn überhaupt, fliegt er mit der Luftwaffe. Für alle Bundesräte zusammen war diese im Jahr 2002 insgesamt 15 Mal unterwegs.

Keine Flugangst kennt Pascal Couchepin, der den Waadtländer Jean-Pascal Delamuraz im Volkswirtschaftsdepartement ablöste. In dessen letztem Amtsjahr organisierte das Bazl moderate 21 Flüge. Pascal Couchepin erhöhte im folgenden Jahr gleich auf 58 Flüge.

Ausgesprochene Flugmuffel waren Ruth Dreifuss und Kaspar Villiger. Dreifuss ging während ihrer Amtszeit nicht mehr als 14 Mal in die Luft. Villiger verzeichnete mit Ausnahme seines Präsidialjahres (30 Flüge) jeweils höchstens 16 Flüge.

«Weibel, hol’ schon mal den Flieger!» scheint in Bern ein beliebter Satz zu sein.
Mal sehen, wer ihn 2004 am häufigsten sagt …

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