Schweizer Alpinen: Faktor Schnee

Schweizer Alpinen

Eine neue Meteostation soll den Schweizer Alpinen die richtige Skiwahl erleichtern.

 

Es war ein unförmiges Ding, das Paul Accola am Montag in sein Auto zwängte: ein zwei Meter hoher Mast. Dieses seltsame Utensil soll die neue Wunderwaffe gegen die Schweizer Abfahrtsmisere sein. Eine Waffe, die bei allen Pisten- und Wetterverhältnissen den optimalen Abfahrtsski ausspuckt. Die Schweizer werden den Mast am Wochenende in Kitzbühel erstmals einsetzen.

 

Der Mast ist eine besonders ausgeklügelte Wetterstation, die zusätzlich mittels Infrarot die Oberflächen-Temperatur des Schnees abtastet und dessen Strahlung einfängt. Damit gelingt es erstmals überhaupt, die Schneeoberfläche genau zu analysieren. Das kalte Weiss war bisher die grosse Unbekannte im Wintersport; die Service-Leute wählten den Rennski auf Grund ungenauer Messungen der Oberflächen-Temperatur. Das hat jetzt ein Ende: Dank der präzisen Werte zu Wetter und Schneeoberfläche wird die Wahl des richtigen Abfahrtsskis zum Kinderspiel. Bei Veränderungen während eines Rennens kann schnell reagiert werden.

 

Der Schweizer Herren-Cheftrainer Dieter Bartsch erhofft sich davon enorme Vorteile. «Wenn das Wetter umschlägt wie in Chamonix oder Unterbrüche das Rennen verlängern wie in Wengen, bringt der Wechsel auf den passenden Ski mehr als nur ein paar Hundertstelsekunden», sagt er. Bereits als norwegischer Cheftrainer hatte Bartsch erfolgreich mit einer nicht ausgereiften Meteostation gearbeitet. Darum drängte er im Herbst auf den Erwerb des revolutionären Geräts. Weil das beim Schweizerischen Skiverband aber zu lange dauerte, bezahlte er es aus dem eigenen Sack. «Unser Schlaf dauert schon zu lange», kritisiert er.

 

Das Gerät wurden in zweijähriger Forschungstätigkeit am Eidgenössischen Institut für Schnee- und Lawinenforschung in Davos entwickelt. Es war Bestandteil eines 1,4-Millionen-Projekts, das je zur Hälfte von der einheimischen Industrie und der staatlichen Kommission für Technologie und Innovation bezahlt wird. «Der grosse Aufwand lohnt sich auf jeden Fall, denn im Skirennsport drehen wir uns in Sachen Material seit Jahren im Kreis», sagt Projektleiter Hansueli Rhyner.

 

Nun scheint das negative Momentum durchbrochen: «Wir sind weltweit die Ersten, die den Schnee so genau kennen», weiss Rhyner. Dazu trägt ein zweites neues Gerät bei: Es ist eine Art Schlitten mit Laser und einem Penetrometer, das die ganze Schneestruktur aufschlüsselt. Vorderhand wird der Schlitten erst in Skitests eingesetzt. Er wird die Schweizer Führung bezüglich Schneeanalyse noch weiter absichern. Wenigstens ein Gebiet, in dem Österreich hinter uns liegt.

 

Ob sich dieser Wissensvorsprung auch im Rennen umsetzen lässt, werden die nächsten Tage zeigen. Als Nachteil könnte sich erweisen, dass noch nicht alle Schweizer Service-Leute mit den detaillierten Schnee- und Wetterdaten umzugehen wissen. Einen Vorsprung hat hier einzig Paul Accola, weil dessen Skimarke Stöckli beim Forschungsprojekt mitmacht. Accola werden auf der Streif knapp ein Dutzend verschiedene Abfahrtsskis zur Verfügung stehen; der Computer wird für ihn den richtigen ausspucken. «Schade nur, dass Päuli kein Gleiter ist», seufzt Ruedi Arnet, der Entwicklungschef von Stöckli.

 

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