Digitales Dienstpersonal, allzeit bereit

Digitales Dienst Personal

Auch in diesem Jahr sind an der CeBIT-Messe Hunderte von Neuheiten und Zukunftsstudien zu sehen. Einige für die aktuellen Trends typische Beispiele seien hier vorgestellt.

An der am Mittwoch zu Ende gehenden CeBIT in Hannover nehmen auch 126 Schweizer Firmen teil. Darunter die Starseed Enterprises AG in Zürich, ein 1996 gegründetes Unternehmen mit heute zwölf Angestellten. Bei der CeBIT stellten sie erstmals einen elektronischen Butler vor, der das eigene Heim oder das Büro überwacht, wenn man unterwegs ist. «James» besteht aus einer zentralen «Function Box», die am PC angeschlossen wird und bis zu vier elektrische Geräte steuert plus Multisensoren und Web-Kameras.

Bricht dann jemand ein oder geschehen sonst merkwürdige Dinge, wird der Besitzer per E-Mail, SMS oder Sprachnachricht aufs Mobiltelefon benachrichtigt. Über Internet kann man sich von jedem beliebigen PC aus einwählen und sehen, was die Kameras filmen oder die Heizung etwas wärmer stellen, sofern sie mit «James» gekoppelt ist. 995 Euro (1600 Franken) kostet die Box mit einer Kamera und einem Multisensor, der Temperatur, Helligkeit und Bewegungen erfasst. Die Grundausrüstung lässt sich beliebig erweitern, bis auch grössere Gebäude unter Kontrolle sind. Bestellt werden kann ab sofort unter http://www.starseed.ch, die Auslieferung der in Deutschland gefertigten Geräte ist für April vorgesehen.

Designer-PC zum Sitzenbleiben

Als Alarmanlage bezeichnen will Starseed-Sprecher Roger Zedi die Neuheit allerdings nicht. «Da PCs abstürzen können, ist keine hundertprozentige Überwachung gewährleistet», sagt er. Im Moment läuft der elektronische Gehilfe unter Windows 98, Versionen für Mac und Windows 2000 folgen bis Ende Jahr. «»James» ist vor allem für Leute gedacht, die Komfortfunktionen ihres Heims ferngelenkt regeln wollen», sagt Zedi. Da hilft auch das Labor für künstliche Intelligenz der Universität Zürich mit: Schlaue Software soll bei späteren Versionen die Bedürfnisse der Besitzer lernen.

Etwa ein Drittel aller PC-Käufer, sagt eine Untersuchung von Packard Bell NEC, legt auch Wert auf das Aussehen des Gerätes. Das betrifft vor allem gut verdienende Selbstständige, Mediziner zum Beispiel, Zahnärzte oder Anwälte, deren Computer auch repräsentieren sollen. Packard Bell bringt deshalb nun, voraussichtlich im April, einen weiteren Designer-PC auf den Markt. Der heisst Diva, enthält einen Pentium III 600, 128 Megabytes Arbeitsspeicher und eine Festplatte mit 12 Gigabyte – das Übliche eben. Weniger üblich ist, dass es nur zwei Kabel gibt: eines zum Stromanschluss, das andere zum Telefonnetz. Tastatur und Maus funktionieren per Funk, genau wie eine Fernbedienung mit Minibildschirm, mit der sich der PC bis zu 80 Meter weit fernsteuern lässt. Das wiederum ermöglicht es, über eine im Lieferumfang enthaltene Box den Fernseher zum PC-Display zu machen. Diese Box wird wie ein Videogerät am TV angeschlossen und empfängt die Daten ebenfalls drahtlos. Sogar starten kann man den PC mit der Fernbedienung, etwa wenn der Abendkrimi langweilig wird und man lieber im Internet einkaufen möchte. «Das Gerät», schätzt Geschäftsführer Detlef Bosse von Packard Bell Deutschland, «wird in der Schweiz um 7000 Franken kosten.»

Schiffe versenken mit dem Palm

Zu den grossen Themen der CeBIT 2000 gehört Bluetooth, der Funkstandard für Kurzstrecken bis 10 Meter, mit dem digitale Geräte aller Art drahtlos verbunden werden. Immer mehr Hersteller zeigen Produkte, die in den nächsten Wochen auf den Markt kommen. Zum Beispiel Palm Computing mit einer Erweiterung für den digitalen Assistenten Palm V. «Damit kann man sich etwa während Sitzungen gegenseitig Nachrichten zuschicken», sagt Produktemanager Michael Lansford.

Oder Schiffeversenken spielen: In Echtzeit erscheint auf dem Bildschirm der Empfänger das Gleiche auf, was der Sender auf sein Display schreibt oder zeichnet. Das funktioniert in beiden Richtungen. Damit nicht der Chef dabei zuschaut, kann jeder Teilnehmer selbst bestimmen, wer die Daten empfängt: «Wenn man ein Zimmer betritt, zeigt das eigene Gerät automatisch alle anderen Bluetooth-Apparate in der Umgebung an», sagt Lansford. Durch einfaches Anwählen der Namen werden Empfänger hinzugefügt oder wieder entfernt. Ein Preis ist bisher nicht festgelegt.

Eine weitere Erweiterung für Palm-Geräte ist eine Minitastatur, die einfach angesteckt wird. Das gleiche Prinzip hat Ericsson schon bei den Mobiltelefonen vorgeführt. «Damit möchten wir ein Publikum für unsere Produkte interessieren, dem das Schreiben längerer Texte mit dem Eingabestift zu kompliziert ist», sagt Lansford. Und von Kodak gibt es eine digitale Kamera, die sich am Palm anstecken lässt. Der wird so zum fotografischen Notizbuch, von dem aus man die geschossenen Fotos ohne Umweg zur Weiterverarbeitung auf den Tisch-PC übertragen kann.

Digitaler Assistent zum Plaudern

Die US-Firma Lernout & Hauspie, weltweit Marktführerin für Spracherkennungsprogramme, stellt an der CeBIT einen sprachgesteuerten digitalen Assistenten vor. Der «LH Concept» ist allerdings nicht so als Produkt geplant, sondern dient als Beweisführung, dass Geräte dieser Art heute technisch möglich sind. «Er enthält ein Vokabular von 25 000 englischen Worten, die zu 95 Prozent korrekt erkannt werden», sagt Scott Garlick, Chefentwickler am Europa-Hauptsitz in Brüssel. Damit soll es möglich sein, E-Mail zu diktieren und zu verschicken oder sich durch den Inhalt von Web-Seiten zu navigieren – ohne Bildschirm. Im Moment laufen Verhandlungen mit mehreren möglichen Herstellern, die die Technologie in eigene Produkte einbauen möchten. «Dieser digitale Assistent hat die Ergonomie eines Mobiltelefons, aber den Funktionsumfang eines Kleincomputers», sagt Garlick.

Flachbildschirme bleiben teuer

Flachbildschirme, ob Flüssigkristall oder Plasma, werden immer grösser, bleiben aber auch teuer. Daran wird sich so schnell nichts ändern: «Man muss mindestens 800 Millionen Franken investieren, um eine Produktionsanlage für LCD-Bildschirme zu bauen», sagt Heinz-Dieter Speidel, Marketingleiter bei LG Electronics Deutschland GmbH – bei Ausschussraten von bestenfalls 40 Prozent. An der CeBIT zeigt die Firma die Prototypen neuer Plasma-Displays mit Diagonalen von 40 Zoll (um 25 000 Franken) und 60 Zoll (um 50 000 Franken); die Produktion ist ab 2001 vorgesehen. Eine weitere Weltneuheit ist ein TFT-Flachbildschirm mit 22 Zoll Diagonale, erhältlich für ca. 8000 Franken gegen Ende des Jahres. Er ist nicht im üblichen Breiten/Höhenverhältnis von 16:9 konstruiert, sondern 16:10; so kann er zwei A4-Seiten nebeneinander in Originalgrösse darstellen. LG hat ihn auch im Prototypen eines Fernsehers verbaut, «der aber nicht in diesem Jahr auf den Markt kommt», sagt Speidel.

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